28. Juli 2014 - Sebastian Evers
„Können Sie mir einen anderen, besseren Hersteller empfehlen?“
„Ich möchte für die Zukunft eine Festplatte, die nicht kaputt gehen kann. Welche nehme ich da am Besten?“
„Welche ist die beste Festplatte?“
Diese und andere Fragen höre ich nur allzu häufig. Logischerweise regulär in dem Kontext, dass ein Kunde aufgrund eines Festplattendefekts nicht mehr an seine Daten heran kommt. In manchen Fällen kann dies auch ohne jede Fremdeinwirkung wie z. B. durch Stöße, Stürze, falsches Netzteil angeschlossen oder ähnliches passieren. Manchmal geschieht so etwas erst nach Jahren des Betriebs, hin und wieder sogar schon nach wenigen Monaten oder Wochen Betriebszeit. In solchen Fällen ist der Frust natürlich nachvollziehbar hoch. Denn immerhin hat man sich auf die Verkaufsversprechen des Verkäufers und die angepriesene Qualität und Haltbarkeit etc .verlassen. Doch welcher Hersteller bietet hier die beste Qualität und konstruiert Festplatten, die niemals kaputt gehen? Die Antwort lautet: Keiner. Es gibt keine zu einhundert Prozent ausfallsichere oder gar unzerstörbare Festplatten.
Eine Festplatte ist ein mechanisches Gerät mit feinmechanischen und empfindlichen beweglichen Teilen. Beispielsweise schweben die Schreib-/Leseköpfe im Nanometerbereich auf einem Luftkissen über den Magnetscheiben, die mit Geschwindigkeiten von 5.400, 7.200, 10.000 oder 15.000 Umdrehungen pro Minute rotieren. Eine kurze Unterbrechung kann ausreichend sein um Daten unwiederbringlich zu zerstören. Wie jedes mechanische Gerät unterliegen auch Festplatten dem Zahn der Zeit und wahrscheinlich gibt es auch bei Festplatten, wie bei jedem anderen Produktionslauf eine gewisse Fehlertoleranz in Relation zur produzierten Stückzahl. Dementsprechend wird irgendjemand irgendwann das Pech haben eine solche „Montagsplatte“ sein Eigen zu nennen, und mit einem zeitnahen Ausfall konfrontiert werden. Was an sich kein Problem darstellt, wenn man ein Backup hat. Erfahrungsgemäß ist dies selten der Fall oder die Datensicherung ist nicht annährend aktuell gehalten.
Doch was nun? Der Händler und der Hersteller werden den Datenträger im Zuge der Garantie/Gewährleistung problemlos ersetzen. Aber was ist mit den Daten? Die Daten sind ja nur aufgrund des Festplattendefekts verloren und hierfür liegt die Schuld doch bei dem Hersteller und Händler, die die defekte Festplatte verkauft haben? Jedoch haben weder Hersteller der Festplatte noch der Händler die Hoheit über die gespeicherten Daten und werden sich darauf berufen, dass jeder Anwender für seine Daten selbst verantwortlich ist. Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein Hersteller oder Händler einem Betroffenen die Dienstleitung der Datenrettung bezahlt hätte. Was uns sogleich darauf zurück führt, dass ich nach abgeschlossener Datenrettung oft die Frage höre, ob ich einen anderen, besseren Hersteller als denjenigen empfehlen könne, den der Kunde für den Verlust seiner Daten verantwortlich macht.
Das kann ich natürlich nicht. Denn es gibt nicht „den Besten“. Jeder macht die ein oder andere Erfahrung mit den Festplatten von Hersteller A, den Festplatten von Hersteller B oder Hersteller C. Dementsprechend prägen die subjektiven Erfahrungen die Meinung zum Thema Zuverlässigkeit und Qualität einer bestimmten Festplatte, weil diese entweder schon seit Jahren problemlos lief oder aber bereits mehrere Datenträger ausgefallen sind. Auch unsere statistischen Kennzahlen lassen hier keinen verbindlichen Schluss zu, anhand dessen ich behaupten könnte, dass die Festplatten von diesem oder jenem Hersteller häufiger ausfallen würden als die von anderen. Klar ist nur, dass sie irgendwann ausfallen werden. Nur das Wann und Wie steht noch nicht fest.
Also bleibt als Fazit zu ziehen, dass Festplatten irgendwann den angedachten Dienst versagen werden und nur ausreichende Datensicherungen diesem Problem vorbeugen können. Ansonsten hilft tatsächlich nur der Gang zum Datenrettungs-Profi und unsere Spezialisten im Labor lassen nichts unversucht, wenn sich noch Daten retten lassen sollten.